ESG-Debatte - wie weit liegen Wunsch und Wirklichkeit derzeit auseinander?

Die weltweite Energiekrise schafft neue Realitäten. Fossile Energieträger werden stärker genutzt. Erdgas und Atomstrom erhalten ein Öko-Label. Gleichzeitig stehen Unternehmen wegen Greenwashing am öffentlichen Pranger. Tatsächlich liegen in der Nachhaltigkeitsdebatte Wunsch und Wirklichkeit derzeit weit auseinander. 

Dr. Florian Hauer, CEFA

Aktienfondsmanger

Florian Hauer, ESG-Verantwortlicher und Aktienfondsmanager, über die neue Realität im Bereich der Nachhaltigkeit in Folge der weltweiten Energiekrise.

Florian Hauer

Gehört ein Ex-Asbest-Unternehmen in einen ESG-Fonds?

Die geopolitischen Krisen scheinen das Streben nach mehr Nachhaltigkeit in den Hintergrund zu drängen. Dabei brauchen wir gerade jetzt eine realistische(re) Diskussion um Unternehmensanreize für mehr Nachhaltigkeit und der Frage, welche Erwartungen Investoren an Unternehmen in diesem Thema stellen können. Als Treuhänder agieren wir als Bindeglied zwischen beiden Interessengruppen, indem wir nachhaltige Unternehmen auffinden und investieren. Damit kommt diesem Auswahlprozess eine tragende Rolle zu.

 

Früher Asbest-Unternehmen, heute im ESG-Fonds

Owens Corning, ein weltweit führender Hersteller von Glasfasern, zahlte 2011 eine Millionenstrafe wegen Asbest-Schadensansprüchen. Wie findet ein solches Unternehmen seinen Platz im KEPLER Umwelt Aktienfonds?

 

Die Ausgangsbasis stellt ein Anlageuniversum von aktuell rund 7.000 weltweit investierbaren Unternehmen dar. Zur Einordnung: Weltweit gibt es über 40.000 börsennotierte Unternehmen, der MSCI-All-Country-Index umfasst rund 3.000 Unternehmen. Um als mittelständischer Vermögensverwalter die Selektion möglichst effizient zu gestalten, nutzen wir mit ISS ESG einen renommierten Partner im Nachhaltigkeits-Research. In einem ersten Schritt werden Unternehmen, welche einen Verstoß gegen die von uns definierten „Ethik Ausschlusskriterien“ aufweisen, ausgeschnitten. Dies reduziert das Universum auf rund 6.000 Unternehmen. Über einen zusätzlichen Filter mit „Best-in-Class“- und Positivkriterien werden dann rund 250 Unternehmen als nachhaltiges Anlageuniversum für den KEPLER Umwelt Aktienfonds identifiziert.

 

Ausschlusskriterien verbunden mit Best-in-Class-Ansatz

Im KEPLER Ethikbeirat und im KEPLER Umweltbeirat werden die Nachhaltigkeits-Kriterien entwickelt. Die Beiräte setzen sich aus hochkarätigen Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Investoren, der ESG-Leitung sowie der Nachhaltigkeits-Ratingagentur zusammen, um die Stimmen aller Akteure einzubringen. Die Ausschlusskriterien umfassen auf Unternehmensebene kontroverse Geschäftsfelder und -praktiken. Während über das erste Kriterium beispielsweise Produzenten von Atomstrom und Uran vollständig herausfallen, werden kontroverse Geschäftspraktiken sowohl innerhalb des Portfoliounternehmens als auch bei Zulieferern und Finanzierern identifiziert und ausgeschlossen.

 

Ein Best-in-Class-Ansatz muss nicht intern, sondern kann ebenfalls effizient über eine renommierte Ratingagentur wie ISS ESG erstellt werden. Als Spezialisten verfügen die Agenturen über eine starke Detailexpertise und hohe Unabhängigkeit.

 

Typischerweise teilen die Ratingagenturen ihre Top-bewerteten Unternehmen in Kategorien ein – im Falle von ISS ESG der Prime-Status. Diese Unternehmen zeichnen sich durch hohe Einzelwerte in den Bereiche E, S und G aus und erzielen dann in einer aggregierten Form eine Gesamtnote als Beste in ihrer Branche.

 

Individuell können zum Best-in-Class-Ansatz weitere Zusatzfilter definiert werden. So müssen Portfoliounternehmen im KEPLER Umwelt Aktienfonds mit ihren Umsätzen positive Beiträge zu einem oder mehreren der acht SDG-Umweltziele leisten. Darunter fällt u. a. der Kampf gegen den Klimawandel, Wasserschutz oder eine nachhaltige Energienutzung. Owens Corning erwirtschaftet beispielsweise einen großen Teil des Umsatzes im Bereich von Dämmstoffen, wodurch ein wesentlicher Beitrag zum SDG 13, den Maßnahmen zum Klimaschutz, geleistet wird.

 

Die Spreu vom Weizen trennen

Liegt das Universum von 250 Unternehmen vor, beginnt die klassische Arbeit eines aktiven Vermögensverwalters: die Einordnung und Bewertung der Finanzkennziffern, um die attraktivsten 50 bis 60 Portfoliobestandteile herauszufiltern. Dabei halten wir eine qualitative Einschätzung von 250 Unternehmen für wenig effizient. Denn häufige Unternehmensbesuche erscheinen mit Blick auf den eigenen C02-Fußabdruck selten nachhaltig. Zudem bringen persönliche Gespräche einen minimalen Mehrwert zu bereits öffentlichen Informationen. Aufgrund verstärkter Regulierung wie der Marktmissbrauchsverordnung werden Unternehmensinformationen immer häufiger und nahezu in Echtzeit publiziert. Das wiederum spricht für eine umfassende quantitative Analyse von Unternehmensdaten und -kennziffern. Zugleich lässt sich die Behavioral-Finance-Problematik überwinden. Denn menschliche Fehleinschätzungen scheinen vorprogrammiert, wenn sich Fondsverantwortliche in nachhaltige Unternehmen „verlieben“. Sie tendieren dann dazu, für sie nicht konsistente Informationen auszublenden. Mittels quantitativer Analyse-Werkzeuge modelliert das Fondsteam dann ein Rendite-Risiko-optimiertes Portfolio. Nicht ohne jedoch über jeden Titel gemeinsam im Team zu diskutieren. Inkonsistenzen aus der Nachhaltigkeits- und Finanzanalyse lassen sich so im Einzelfall überprüfen.  

 

Im Falle von Owens Corning lag ein Top-Rating von ISS ESG vor. Im Rahmen der Finanzkennziffern überzeugte das Unternehmen in der Vergangenheit durch Umsatzsteigerungen und einer Erweiterung der Absatzmärkte. Insbesondere die Geschäftsbereiche Dämmstoffe und Dachbedeckungen können einen großen Hebel für den Geschäftserfolg bieten. Denn die verbesserte Energieeffizienz von Gebäuden wird ein wesentlicher Bestandteil unter anderem der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sein.

 

So vorbildlich dieses Unternehmensbeispiel ist, so deutlich wird in der Selektion, dass selbst die besten ESG-bewerteten Unternehmen immer noch Verbesserungspotenziale aufweisen. Diese Realität muss man im Blick behalten, wenn man die vielen kleinen Schritte zur nachhaltigen Gesellschaft gemeinsam geht.

KEPLER Umwelt Aktienfonds

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